Die Professur für Wildtierökologie und Wildtiermanagement an der Uni Freiburg beschäftigte sich intensiv mit dem Phänomen der „Wildtiere im Siedlungsraum Baden-Württemberg“. Gefördert wurde die Arbeit vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR)) aus den Mitteln der Landesjagdabgabe. Kooperationspartner war die Professur für Forst-und Umweltpolitik an der Uni Freiburg, sowie der Verein StadtNatur.
Was wurde untersucht?
Da Wildtiere im Siedlungsraum zunehmend ein gesellschaftliches Thema geworden sind, wurden folgende Fragen gestellt:
- Welche Wildtierarten treten in Baden-Württemberg im Siedlungsraum auf?
- Welche Mensch-Wildtier-Konflikte entstehen dadurch?
- Wie wird mit diesen Konflikten in Baden-Württemberg umgegangen?
- Wie kann man den Umgang mit diesen Konflikten verbessern?
Ziel des Projektes war es, Handlungsempfehlungen für das Wildtiermanagement im Siedlungsraum in Baden-Württemberg zu erarbeiten.
Die Ergebnisse des Projektes sind im Handbuch "Wildtiermanagement im Siedlungsraum" zusammengefasst, welches im Sommer 2020 veröffentlicht wurde.
Download "Wildtiermanagement im Siedlungsraum - Ein Handbuch für Kreise und Kommunen in Baden-Württemberg"
Methoden
Um die oben genannten Fragen zu beantworten, wurden verschiedene Methoden angewendet. Um zunächst einen Überblick über die Thematik im Bundesland zu bekommen, wurden Experteninterviews mit beteiligten Akteuren geführt. Aus diesen Interviews wurde ein Onlinefragebogen entwickelt, den Personen ausfüllten, die regelmäßig Anfragen aus der Bevölkerung zum Thema Wildtiere im Siedlungsraum entgegennahmen. Parallel wurde eine Medienanalyse durchgeführt, in der Presseartikel, Internetforen und Internetseiten von Gemeinden in Baden-Württemberg hinsichtlich der Thematik analysiert wurden. Um herauszufinden, wie außerhalb des Bundeslandes Baden-Württemberg mit Wildtieren im Siedlungsraum umgegangen wird, wurden Fallstudien von verschiedenen Städten in Deutschland und der Schweiz angefertigt. Um den Umgang und die Einstellungen der Bürger Baden-Württembergs zum Thema Wildtiere im Siedlungsraum besser verstehen zu können, wurde im Sommer 2014 das Sozialwissenschaftliche Umfragezentrum in Duisburg beauftragt, eine telefonische Bevölkerungsbefragung in Baden-Württemberg durchzuführen. Um unsere Ergebnisse zu reflektieren und gemeinsam Lösungsansätze zu erarbeiten, wurden im Herbst 2014 und im Frühjahr 2015 jeweils zwei aufeinander aufbauende Workshops in den vier Regierungsbezirken Baden-Württembergs veranstaltet. Teilnehmende Personen gehörten den unterschiedlichen am Wildtiermanagement im Siedlungsraum beteiligten Akteursgruppen an (Gemeindeverwaltung, Forstverwaltung, Polizei, Feuerwehr, Tierschutz, Veterinärwesen, Naturschutzverwaltung und - Verbände, Jagdverwaltung und -Verbände). Im Landkreis Waldshut und im Stadtkreis Freiburg wurden 2017 bis 2019 im Rahmen einer Pilotphase die erarbeiteten Lösungsansätze teilweise umgesetzt.
Ergebnisse
Es zeigte siich, dass Arten wie Steinmarder und Fuchs in den meisten Städten und Dörfern Baden-Württembergs heimisch sind. Wildschweine und Dachse kommen punktuell sehr häufig vor, der Waschbär breitet sich im Nordosten des Bundeslandes langsam aus. Weitere Arten, die im Jagd- und Wildtiermanagementgesetz gelistet sind und in den Ortschaften Baden-Württembergs eine Rolle spielen, sind verschiedene Wasservogelarten, Wildkaninchen, Nutria, Reh, Wildkaninchen und Feldhase. Die einzelnen im Siedlungsraum auftretenden Wildtierarten lösen sehr unterschiedliche Arten von Konflikten aus. Während Wildschwein und Steinmarder vor allem ökonomische Schäden verursachen, hat die Bevölkerung im Bezug auf Füchse vor allem gesundheitliche Bedenken.
Ein Großteil der Bevölkerung gibt an, bei Konflikten mit Wildtieren im Siedlungsraum Unterstützung zu benötigen. In Baden-Württemberg gab es hierzu auf Verwaltungsseite bislang keine einheitlichen Ansprechpartner. Zwar haben einige Landkreise und Kommunen bereits Konzepte entwickelt, jedoch ist es oft vom Engagement einzelner Personen abhängig, ob und in welcher Form Bürgern geholfen wird. Die Ergebnisse zeigen, dass zwar eine große Bereitschaft seitens Behörden und Verbänden gegeben ist, Bürger zu unterstützen, jedoch wird in den wenigsten Fällen präventiv agiert und proaktiv über Wildtiere im Siedlungsraum und Maßnahmen zur Konfliktminimierung informiert und aufgeklärt. Um dem zu begegnen, wurde als erste Maßnahme diese Informationsseite zu "Wildtieren in der Stadt" im Wildtierportal aufgebaut.
Wildtiermanagement im Siedlungsraum Baden-Württembergs sollte zum Ziel haben, ökonomische Schäden gering zu halten, Sicherheits- und Gesundheitsrisiken zu vermeiden, den Tierschutz zu gewährleisten und das Naturerlebnis der Bevölkerung zu stärken. Ein weiteres Ergebnis Projektes sind Handlungsempfehlungen für die Kreise und Kommunen Baden-Württembergs sein, um diese Ziele zu erreichen. Sie sind in Form des Handbuchs "Wildtiermanagement im Siedlungsraum" verfügbar, welches im Sommer 2020 veröffentlicht wurde.