Wer macht Wildtierforschung?
Wildtiere sind seit Langem Gegenstand der Wildtierforschung, der Jagdwissenschaften sowie der Naturschutzforschung. In Baden-Württemberg beschäftigen sich mehrere Einrichtungen mit der Wildtierforschung. Je nach Leitbild und Forschungsausrichtung widmen sie sich unterschiedlichen Schwerpunkten.
© Klaus Echle
© Max Kröschel
Forschungscluster - ForWild
ForWild ist ein Zusammenschluss mehrerer Forschungseinrichtungen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Das Forschungscluster bündelt die starken regionalen Kompetenzen in der Wildtierforschung, um aktuelle Aufgaben und zukünftige Herausforderungen im Bereich Jagd- und Wildtiermanagement fundiert, effizient und gesellschaftsverträglich zu lösen.
Die Arbeit von ForWild beruht auf 3 Säulen:
- die gemeinsame wildtierökologische Forschung,
- die stärkere Vernetzung und Austausch sowie
- die Ausschreibung eines Forschungspreises für Nachwuchswissenschaftler*innen.
Wildtierforschung in Baden-Württemberg
FVA-Wildtierinstitut
Das FVA-Wildtierinstitut der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg beschäftigt sich mit wildtierökologischen Forschungsfragen und Monitoringaufgaben. Im Vordergrund der wissenschaftlichen Arbeiten stehen das Monitoring von waldlebenden Wildtieren, die Untersuchung ihrer Lebensräume und ihres Raum-Zeit-Verhaltens sowie die Analyse der Funktionsbeziehungen Wildtier-Landschaft-Mensch. Damit werden wissenschaftliche Grundlagen geschaffen, die es ermöglichen, das Management von Wildtieren so umzusetzen, dass Nutzungs- und Schutzansprüche (Grundbesitz, Waldwirtschaft, Jagd, Tourismus, Naturschutz, Artenschutz, Raumplanung) sich nicht beeinträchtigen und die Bedürfnisse von Wildtieren berücksichtigt werden.
Wildforschungsstelle
Die Wildforschungsstelle Baden-Württemberg (WFS) beschäftigt sich seit 1987 mit Aufgaben rund um Wildtiere und das Jagdwesen. Kernarbeitsbereich ist die praxisbezogene Forschung auf Art- und Ökosystemebene. Hierbei stehen Offenlandhabitate und ihre Arten im Vordergrund. Das Spektrum reicht von Monitoring und Forschung zu klassischen Niederwildarten, über Fragestellungen zur Ökologie von Huftieren und Vogelarten bis hin zu Forschungstätigkeiten im Bereich der Neozoen. Angesiedelt am Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) und in unmittelbarer räumlicher Nähe zum Staatlichen Tierärztlichen Untersuchungsamt Aulendorf (STUA) gelegen, besteht eine starke interdisziplinäre Vernetzung zu den Bereichen Landwirtschaft und Veterinärwesen. Zu den wesentlichen Aufgaben der WFS gehört es, praxisbezogen im Bereich Wildbiologie und Wildtiermanagement zu forschen, die Jagdbehörden zu beraten sowie ein themenspezifisches Bildungsangebot (z. B. die Ausbildung von Personal für die Wildschadensschätzung) bereitzustellen. Auch die Koordination und Analyse der Jagdstreckenerfassung Baden-Württembergs ist eine der Kernaufgaben der WFS, die vielen Interessierten durch den jährlich erscheinenden „Jagdbericht“ bekannt ist.
Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR)
Die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg bildet in den Studiengängen B.Sc. und M.Sc. Forstwirtschaft Revier- und Forstbetriebsleitende aus, die v. a. Wälder im Südwesten Deutschlands betreuen. Zu dieser Betreuung gehört auch der starke fachliche Bezug zu Wildtieren in der Landschaft, denn die Gestaltung der Wälder wirkt sich selbstverständlich stark auf den Lebensraum Wald und darüber hinaus aus. Im Hinblick auf die Wildbewirtschaftung kommt den Forstbetrieben, die die Wälder als wesentlicher Lebensraum insbesondere der heimischen Schalenwildarten bewirtschaften, eine große Bedeutung zu. Sie geben gezielt Impulse in Richtung eines wissensbasierten, modernen Wildtiermanagements. Schwerpunkt der Arbeit an der Hochschule für angewandte Wissenschaft ist es, Wissen an die Studierenden zu vermitteln, die sich in ihrer Arbeit als Revierleitende mit dem Wildtiermanagement auseinandersetzen. Auch außerhalb des klassischen Berufsbildes des Försters, der Försterin sind Absolventinnen und Absolventen der Hochschule tätig, beispielsweise als Wildtierbeauftragte.
Universität Freiburg - Professur für Wildtierökologie und Wildtiermanagement
Die Aufgabe der Professur ist es, Wildtierökologie und Wildtiermanagement in Forschung und Lehre zu vertreten. Gemäß ihrem Leitbild ist das zentrale Anliegen der Professur, mit wissenschaftlich fundierten Arbeiten zu einem nachhaltigen Umgang mit Wildtieren und ihren Lebensräumen beizutragen. Die Arbeitsgruppe wird von Prof. Dr. Ilse Storch geführt. In der Lehre ist die Professur an den Bachelor-Studiengängen B. Sc. Waldwirtschaft und Umwelt, B. Sc. Umweltnaturwissenschaften sowie den Masterstudiengängen M. Sc. Forstwissenschaften und M. Sc. Umweltwissenschaften beteiligt. Sie leitet die Profillinie Wildlife and Biodiversity (M. Sc.) und organisiert die Jagdausbildung für Studierende forstlicher Studiengänge. In der Forschung werden an der Professur Themen zu Wildtier- Habitat-Beziehungen, Mensch-Wildtier-Beziehungen und Biodiversität behandelt. Projekte werden sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene bearbeitet. Die Untersuchungsgebiete in Deutschland befinden sich hauptsächlich in Baden-Württemberg und im Alpenraum.
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