Wildtiermanagement

Neben Jagd und Hege ist das Wildtiermanagement eines der drei wichtigsten Bestandteile des Jagdrechts in Baden-Württemberg. Instrumente zum Umgang mit den Wildtieren und deren Lebensgrundlagen werden durch ein Wildtiermanagement etabliert und gestärkt. Das Wildtiermanagement umfasst Tätigkeitsbereiche und Maßnahmen, die das Vorkommen, das Verhalten und die Populationsentwicklung von Wildtieren beeinflussen oder Erkenntnisse hierüber oder zum Umgang mit Wildtieren bringen.

Gemeinsam planen © Christof Janko

Was bedeutet Wildtiermanagement in der heutigen Zeit?

Die Herausforderungen im Wildtiermanagement sind vielfältig und das Konfliktpotenzial ist hoch. Tierarten oder Populationen stehen kurz vor dem Verschwinden (Auerhuhn) oder nehmen zu (Rotfuchs). Manche Arten haben eine große Akzeptanz (Feldhase), andere stehen als Synonyme für Schäden und Seuchenausbreitung (Wildschwein) und Konflikte (Kormoran). Einige gehören nicht ursprünglich in unsere Landschaft und gefährden möglicherweise heimische Arten (Waschbär). Wildtierlebensräume werden durch den Flächenverbrauch und die Landschaftszerschneidung immer kleiner. Da vermehrt bisher wenig gestörte Lebensräume z. B. durch den Ausbau von Windenergie und von touristischer Infrastruktur beansprucht werden, entstehen große und oft emotional geführte Interessenskonflikte. Gleichzeitig stören nicht-Infrastruktur gebundene naturtouristische Aktivitäten immer häufiger Wildtiere, und auch das Bedürfnis nach Naturerlebbarkeit wächst rasant. All diese Faktoren erfordern ein professionelles und nachhaltiges Wildtiermanagement. Hierfür ist eine Allianz der verschiedenen Akteure und Institutionen notwendig, um gemeinsam die komplexen Herausforderungen beim Umgang mit Wildtieren zu meistern. Das JWMG bietet dafür neben dem Naturschutzrecht eine gute rechtliche Grundlage, sodass die gesellschaftlichen Gruppierungen die jeweils übertragene Verantwortung übernehmen und das Wildtiermanagement als öffentliche Aufgabe umsetzen können.

Neozoen wie der Marderhund kommen in den Fokus © Dr. Christof Janko

Wildtiermanagement in Baden-Württemberg

Jagd als Steuerungselement

D. N. Althaus

Die Jagd unterliegt einem stetigen Wandel: Die moderne Jagdausübung orientiert sich an ökologischen Erkenntnissen und unterliegt vielfältigen Regularien. Die Jägerschaft hat hierbei einen klaren gesetzlichen und gesellschaftlichen Auftrag, der in § 2 des JWMG definiert ist. Die gesellschaftlichen Anforderungen an die Jagd und damit an die Jägerschaft sind dabei in den vergangenen Jahrzehnten rasant gestiegen. Nicht nur die Entwicklungen im Bereich des Tierschutzes, auch Themen wie Fleischhygiene und Aufgaben des Wildtiermanagements stellen heute hohe Anforderungen an die Jagdausbildung und die praktische Jagdausübung. Die Jagd ist heute für viele Arten ein wichtiger Mortalitätsfaktor. In Form eines Steuerungselementes („Regulierung“) ist dies auch beabsichtigt. Die Faktoren, die Wildtierbestände beeinflussen, sind dabei vielfältig. Die Wirkung der Jagd ist daher auch nicht isoliert, sondern in einem Wirkungsgefüge zu betrachten.

Maßnahmen und Akteure

In Baden-Württemberg sind unterschiedliche Akteure in das Wildtiermanagement involviert. Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) ist unter anderem für Forst-, Landwirtschaft und Jagd zuständig.

Als oberste Jagdbehörde verantwortet das MLR das neue Jagd- und Wildtiermanagementgesetz und ist damit zentraler Entscheidungsträger des flächendeckenden Wildtiermanagements für Baden-Württemberg.

Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft (UM) ist als oberste Naturschutzbehörde für den Vollzug der Vorschriften des Bundes- und Landesnaturschutzgesetzes zuständig. Für dem JWMG unterstellte Arten, die unter Anhang IV der FFH-Richtlinie fallen, sowie für nicht in Anhang II der Vogelschutzrichtlinie aufgeführte europäische Vogelarten, liegt die Zuständigkeit für Maßnahmen zugunsten dieser Arten sowie für die Erteilung von Ausnahmen nach dem Naturschutzrecht bei der Naturschutzverwaltung.


Wichtige Kooperationspartner im Wildtiermanagement sind Verbände und Arbeitsgruppen, die die Ansprüche betroffener Akteure bei Beteiligungsprozessen vertreten und bei der Umsetzung von Maßnahmen unterstützend mitwirken können:

Förderwerkzeuge

Die Bestandssituation bzw. der Erhaltungszustand einer Art hängt entscheidend davon ab, in welchem Umfang und in welcher Qualität für sie geeignete Lebensräume vorhanden und erreichbar sind. Umfangreiche und intensive Nutzung der Landschaft durch Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Verkehr, Siedlung oder Freizeitnutzung wirken sich vielfach negativ auf die Bestände der Wildtiere aus. Das Land hat deswegen eine Reihe von Förderinstrumenten ins Leben gerufen, die geeignet sind, die Lebensbedingungen für Wildtiere zu verbessern:

Handlungsfelder

  • Allianz für Niederwild

  • Runder Tisch Schwarzwild

  • Aktionsplan Auerhuhn

  • Rotwildkonzeption

  • Initiativkreis Respekt Wildtiere

  • Wildtiermanagement im Sieldungsraum

  • Lernort Natur