Die Europäische Wildkatze breitet sich nach ersten Nachweisen im Jahr 2006 in Baden-Württemberg weiter aus. Seitdem untersucht die Forstliche Versuchs und Forschungsanstalt des Landes Baden-Württemberg die Wiederausbreitung der Wildkatze und ihre Lebensraumansprüche.
Wildkatzenforschung
© Klaus Echle
Ziele und Aufgaben
Neue Erkenntnisse über die Wildkatze helfen zukünftig für die Beurteilung, welche Maßnahmen für den Schutz dieser streng geschützten und seltenen Tierart in fragmentierten Landschaften sinnvoll sind.
Als Leitart für den Waldverbund, steht sie auch als Stellvertreterin für andere waldgebundene Wildtierarten mit großen Raumansprüchen wie Baummarder, Rothirsch oder Luchs. Die gewonnenen Daten zum Raum-Zeit-Verhalten der Wildkatzen in der Kulturlandschaft verschaffen uns ein besseres Verständnis wie anpassungsfähig diese Tierarten tatsächlich sind und wie sie die intensiv anthropogen genutzte Landschaft wahrnehmen und für sich nutzen können.
Weitere Informationen zur Wildkatzenforschung finden Sie auf der Seite des FVA-Wildtierinstitut.
Forschungsthemen
Raum-Zeit-Verhalten
Strukturreiche Laub- und Mischwälder sind die bevorzugten Lebensräume von Wildkatzen, dennoch werden auch Nadelwälder besiedelt. Nach den Erkenntnissen neuerer Studien sowie den Ergebnisse des FVA-Forschungsprojektes zur Wildkatze am Kaiserstuhl nutzen Wildkatzen auch strukturiertes Offenland als dauerhaften Lebensraum, wobei aber die weiblichen Wildkatzen stark waldgebunden bleiben. Strukturreiche Wälder, mit Totholz, Reisig und Unterwuchs (z.B. Brombeere), vielen Vegetationsschichten, Naturverjüngungsflächen, Lichtungen, Waldwiesen und intakten Waldrändern werden bevorzugt. Dieses Mosaik aus dichten und lichten Waldbeständen fördern sowohl das Beuteangebot als auch die Vielzahl an Versteckmöglichkeiten.
Zum Projektbericht "Die Wildkatze in den Rheinauen und am Kaiserstuhl"
Waldzielart und Zielart für den Biotopverbund
Als Hauptgefährdungsursachen der Wildkatze gelten heute die hohe Mortalität durch den Straßen-verkehr und der Verlust und die Verschlechterung von geeigneten Lebensräumen und. Zur Lebensraumverschlechterung zählen unter anderem eine auf Strukturarmut ausgerichtete Waldbewirtschaftung, das Fehlen von Alt- und Totholz, ein dichtes Wegenetz, strukturarme Waldränder sowie die zunehmende Störungsbelastung durch Freizeitaktivitäten in den Wäldern. Daher kommt der Waldwirtschaft in allen Waldbesitzarten eine wichtige Rolle für den Erhalt und Entwicklung einer stabilen Wildkatzenpopulation zu.
Die Wildkatze gilt auch als Zielart für den Biotopverbund. Sie ist außerhalb des Waldes auf Strukturen angewiesen, die ihr ausreichend Deckung bieten, wenn sie sich auf Streifzügen befindet und vor allem wenn sie auf der Suche nach neuen Lebensräumen ist.
Gefährdung durch Hybridisierung
Haus- und Wildkatzen können sich paaren und bringen reproduktionsfähige Nachkommen zur Welt, die als Hybride oder Blendlinge bezeichnet werden. Hybride können veränderte genetische Merkmale aufweisen, die von den ursprünglichen Merkmalen der Wildkatze mehr und mehr abweichen. So gehen ursprüngliche Anpassungen der Katzen an die Umwelt verloren, die essentiell für ein Überleben und eine erfolgreiche Vermehrung in der Wildnis sein können. Häufen sich die Paarungen zwischen den zwei Arten, kann der Bestand der Europäischen Wildkatze immer mehr zurückgehen. Dies kann bis zum völligen Verschwinden der Art führen. Deshalb ist es wichtig, die Ursachen der Hybridisierung von Haus -und Wildkatzen zu untersuchen und deren Entwicklung zu überwachen.