- Weitere Informationen zur Wildtierart und zum Monitoring auf den Seiten der Wildforschungsstelle Baden-Württemberg
- Schwarzwildproblematik im Umfeld von Schutzgebieten
- Runder Tisch Schwarzwild auf den Seiten der Wildforschungsstelle Baden-Württemberg
- Das Wildschwein - Auszug aus dem Wildtierbericht 2021
- Jagdstatistik und Jagdbericht Baden-Württemberg auf den Seiten der Wildforschungsstelle Baden-Württemberg
- Schwarzwildkonzept der Stadt Baden-Baden: www.baden-baden.de/buergerservice/umwelt/jagd-fischerei/schwarzwildkonzept/
- Schwarzwildkonzept der Stadt Mannheim: www.mannheim.de/buerger-sein/schwarzwild-mannheim
- Weitere Informationen auf den Seiten des Wildtierportals:
Wildschwein Sus scrofa
Produktoptionen
günstig |
Wildschwein |
Nutzungsmanagement |
Wald |
Feld |
Siedlung |
Allesfresser |
Steckbrief
Bestandssituation | günstig |
Kopf-Rumpf-Länge | 130 cm - 180 cm |
Schulterhöhe | 60 cm - 115 cm |
Körpergewicht | 40 kg - 130 kg |
Paarungszeit | November - April Paarungszeit, November - Januar Hauptpaarungszeit, Nachreproduktionszeit von später geschlechtsreifen Frischlingsbachen ganzjährig |
Fortpflanzung | Bachen werden im 1. Lebensjahr ab ca. 20 kg Körpergewicht geschlechtsreif, Geburt im Wurfkessel, Junge werden 3 - 4 Monate gesäugt, männliche Tiere müssen Rotte bei Geschlechtsreife verlassen, Zuwachs in günstigen Jahren bis 300 %. |
Tragzeit | Ø 115 Tage |
Setzzeit | März bis Mai Setzzeit |
Anzahl Junge | 1 - 8, Ø 5 |
Lebensweise | Überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv; lebt in Rotten von bis 50 Tieren, meist 3 - 10, die von Bache geführt wird; junge männliche Tiere (Überlaufer) bilden eigene Trupps; adulte Keiler leben solitär und stoßen nur zur Fortpflanzungszeit zu den Rotten; dabei kann es zu heftigen Kämpfen zwischen ranghohen Keilern kommen; nach der Rauschzeit verlassen Keiler die Rotte wieder |
Nahrung | Allesfresser, aber überwiegend pflanzliche Kost: Eicheln, Bucheckern, Wurzeln, Rhizome, Gräser, Getreide, Regenwürmer, Mäuse, Insektenlarven, Amphibien, Aas; Nahrung wird auch unterirdisch durch Umbruch des Bodens gesucht; dadurch können erhebliche Wildschäden z.B. in der Landwirtschaft oder in Grünanlagen entstehen. |
Managementstufe | Nutzungsmanagement |
Jagdzeit | ganzjährig; der Mutterschutz ist zu beachten. Bejagung von Schwarzwild zwischen 16. Februar und 15. April gemäß § 41 Absatz 2 Satz 2 JWMG |
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Tierstimme
Verbreitung in Baden-Württemberg
Wildschweine sind in Baden-Württemberg flächendeckend verbreitet. Legt man die Streckendichte auf Wildtierraumebene zugrunde, so sind die Wildschweinbestände am Hochrhein, in der nördlichen Oberrheinebene und im Schönbuchgebiet am höchsten, während sie im Bereich des südlichen und mittleren Schwarzwalds sowie im Allgäu und Oberschwaben noch relativ gering sind.
In den vergangenen Jahrzehnten hat das Wildschwein eine enorme Expansion vollzogen. Dies liegt an unterschiedlichen Faktoren (z. B. Mastintensität, Reproduktionserfolg), die den Bejagungserfolg bestimmen. Zwar fluktuiert die Jagdstrecke von Jahr zu Jahr, der Gesamttrend ist allerdings seit Mitte der 1980er-Jahre eindeutig stark zunehmend: Wurden im Jagdjahr 1985/86 noch 7.212 Wildschweine erlegt, so waren es im Jagdjahr 2019/2020, bereits 74.746 Tiere. Im Jagdjahr 2017/2018 wurde die bisherige Rekordstrecke von 78.606 Tieren erreicht. Die Zahlen der Verkehrsverluste, die in ihrem Verlauf der Jagdstrecke sehr stark ähneln, weisen darauf hin, dass die Jagdstrecke beim Wildschwein ein guter Bestandsindikator ist. Der Langzeittrend von 1.958 % verdeutlicht, dass das Wildschwein zu den klaren Gewinnern in unserer Kulturlandschaft zählt.
Die positive Bestandsentwicklung ist nicht auf Baden-Württemberg beschränkt, sondern der Wildschweinbestand hat bundesweit zugenommen. Als Hauptgrund für die Expansion ist der Klimawandel mit veränderten Umweltparametern anzusehen. Dieser führt zu einer besseren Ernährung (z. B durch häufigere und stärkere Baummasten) und einen höheren jährlichen Zuwachs (von bis zu 300 %), insbesondere durch einen größeren Anteil von Frischlingsbachen, die sich bereits im 1. Lebensjahr an der Fortpflanzung beteiligen. Gleichzeitig sinkt die natürliche Sterblichkeit, denn durch den Wegfall von harten Wintern mit hohen Schneelagen kommen die meisten Wildschweine gut durch den Winter.
Wildschwein mit Frischlingen © PantherMedia / Jakub Mrocek
Gefährdungen
Mit der Ausbreitung und steigender Häufigkeit der Tiere nehmen Konflikte zu, die vor einigen Jahrzehnten bei weitem kleiner oder noch gar nicht vorhanden waren. Mittlerweile ist das Wildschwein zu einem Dauerbrenner des Wildtiermanagements geworden und Gegenstand diverser wissenschaftlicher Untersuchungen im Land. Das Konfliktpotenzial, das diese Wildart aufweist, ist mannigfaltig: Wildschweine im Siedlungsraum, Verkehrsunfälle oder Seuchengeschehen (z.B. Klassische und Afrikanische Schweinepest).
Wildschweine verursachen auch zunehmend Wildschäden in landwirtschaftlichen Flächen, besonders im Grünland und im Maisanbau. Die Kompensation dieser Schäden ist im Jagdgesetz (JWMG) gesetzlich geregelt. Die Wildschäden durch Wildschweine werden von Wildschadensschätzern, die von der Wildforschungsstelle geschult werden, begutachtet und in der Regel von den Jagdausübungsberechtigten finanziell entschädigt.
Die Entwicklungen zeigen, dass entschlossenes Handeln aller Akteure geboten ist, denn seit Jahren gelingt es nicht, das gesteckte Bejagungsziel zu erreichen und den drastischen Populationstrend nachhaltig zu bremsen. Der Jagderfolg auf Wildschweine ist von vielen Faktoren abhängig, unter anderem von herrschenden Witterungsbedingungen und Gegebenheiten. So bietet Vollmond dem Jäger durch ausreichende Sichtverhältnisse erst die Möglichkeit, in den nächtlichen Aktivitätsphasen des Wildschweins erfolgreich zu jagen. Üppige Baummast bindet die Tiere örtlich, da durch die reichhaltige Nahrungsressource die Bewegungsmuster oft kleinräumig sind und Lockfütterungen (sogenannte Kirrungen) in dieser Zeit nur selten verlässlich angenommen werden. Auch Wetterbedingungen wie beispielsweise die Schneelage beeinflussen nicht nur das Bewegungsmuster von Wildschweinen, sondern auch die Jagdverhältnisse (guter Kontrast bei Schnee). Es ist folglich gar nicht so leicht Wildscheiene effektiv zu bejagen. Wer also erfolgreich Wildschweine bejagen will, muss flexibel agieren und auf Grund der großen Bewegungsräume der Tiere dies auch am Besten in Abstimmung mit seinen Reviernachbarn tun.
Gründe für immer mehr Wildschweine
Den Gründen für die rasante Expansion ist die Wildtierforschung seit einigen Jahren auf der Spur. Als Hauptgrund wird heute der Klimawandel mit veränderten Umweltparametern angesehen, die direkt die Fortpflanzungsleistung des Wildschweines beeinflussen. Die Geschlechtsreife des Schwarzwildes hängt vom Erreichen einer bestimmten Körpermasse ab. Studien zeigen, dass Bachen ab einem Körpergewicht von ca. 20 kg geschlechtsreif werden. Sind die Nahrungsverhältnisse günstig, kann dies nach wenigen Monaten bereits bei Jungtieren erreicht sein - hauptsächlich weil Buche (Fagus sylvatica) und Eiche (Quercus sp.) klimabedingt öfter und mehr Futter liefern. In der Konsequenz beteiligen sich mehr Tiere immer früher am Reproduktionsgeschehen. Zusammen mit einer gesunkenen Sterblichkeit durch mildere Winter lässt dies die Population stark wachsen.
Natürliche Feinde hat das Wildschwein in Deutschland nur regional. Zwar wird das Wildschwein zur Beute des Wolfs, wo er vorkommt, jedoch ist es, sobald aus dem Frischlingsalter heraus, ein wehrhafter Gegner, weshalb der Wolf einfacher zu überwältigende Beute bevorzugt. Die Veränderungen des Klimawandels werden das Wildschwein noch weiter begünstigen. Die Jagd ist und bleibt daher Mortalitätsfaktor Nummer eins beim Schwarzwild, daher kommt ihr eine Schlüsselrolle bei der Reduktion der Wildschweinbestände zu. Für eine effizientere Bejagung des Schwarzwilds bestehen deshalb fachliche Beratungsangebote.
Was tun...? Schwarzwild - Mensch - Wildtiermanagement
Die Bestandsituation des Schwarzwildes wird im Wildtierbericht wird als „günstig“ eingestuft. Der Wildschweinbestand zeigt in Baden-Württemberg seit Jahrzehnten eine starke Zunahme. Eine Bejagung im Rahmen der derzeit vorgegebenen Jagd- und Schonzeiten und die Zuordnung zum Nutzungsmanagement sind angemessen, die Bejagung muss zum Ziel haben, die Wildschweinbestände zu reduzieren.
Durch diese Populationsentwicklung kommt es landesweit zu Konflikten mit der Landwirtschaft, aber auch zu steigenden Wildunfällen. Wegen der tierseuchenbegünstigenden hohen Dichte der Wildschweinbestände ist ein Stopp des stetigen Wachstums unumgänglich und eine drastische Absenkung des Bestandes notwendig. Um dies zu ermöglichen, ist eine Zusammenarbeit aller Akteure der Schlüssel für erfolgreiches Handeln.
Der im Jahr 2015 ins Leben gerufene und von der Wildforschungsstelle koordinierte „Runde Tisch Schwarzwild“ ist Grundlage für die landesweite Abstimmung von Maßnahmen, die ein gemeinsames Vorgehen aller Interessengruppen und Verbände gewährleisten soll. Ziel ist es, durch Stärkung der lokalen Ebenen vor Ort die Reduktion von Schwarzwildbeständen zu befördern, Hindernisse abzubauen und die Kommunikation zwischen den Akteuren in der Fläche zu fördern. Weiterhin kontinuierlich beobachtet werden muss die Entwicklung möglicher Krankheitsgeschehen im Rahmen der Wildtierdiagnostik.
Für eine gute Nachbarschaft
Wildschweine in der Stadt
Immer häufiger wird von Wildschweinen im Siedlungsraum berichtet. Besonders viele leben mittlerweile in Berlin und sind dort in Parks, Grünanlagen oder mitten auf der Straße anzutreffen. Auch in baden- württembergischen Städten wie Bad Säckingen kann man im Wohngebiet nachts den Schwarzkitteln begegnen.
Im städtischen Siedlungsraum ist das Nahrungsangebot für Wildschweine gleichbleibend hoch und gut verteilt. Am Stadtrand finden sich oft Eichen, Buchen und Kastanien sowie zahlreiche Obstbäume in Kleingartenanlagen. Lebensmittelreste, die auf Schulplätzen, in Kindergärten, an Badestränden und auf Parkanlagen zurückgelassen werden, werden von Wildschweinen gerne angenommen.
Beim Zusammenleben zwischen Mensch und Schwein kann es auch zu Problemen und Konflikten kommen. Auf der Suche nach Nahrung durchwühlen die Wildschweine mit ihren Rüsseln Grünanlagen, Gärten und Friedhöfe und richten dabei zum Ärger der Anwohner allerlei Schäden an. Platten von Fußwegen können angehoben und unbefestigte Spazierwege durchlöchert werden, was zu einem erhöhten Unfallrisiko besonders bei Dunkelheit führen kann.
Mit der zunehmenden Zahl der Wildschweine im Siedlungsraum steigt auch die Gefahr von Verkehrsunfällen. Eine Kollision mit einem starken Keiler kann einen Sachschaden verursachen sowie gefährlich für den Menschen werden.
In der Regel geht von Wildschweinen keine direkte Gefahr aus. Meist nehmen sie den Menschen wahr bevor dieser sie bemerkt und flüchten. Jedoch kann es in bestimmten Situationen oder wenn die Tiere unter Stress geraten gefährlich werden. Wenn sie sich beispielsweise in die Enge gedrängt fühlen, keinen Fluchtweg finden, vom Menschen überrascht werden oder verletzt sind, können sie zum Angriff übergehen. Keiler greifen dabei meist mit ihren großen Hauern an während die Bachen beißen. Beides kann zu lebensbedrohlichen Verletzungen führen. Eine erhöhte Gefahr eines Angriffs besteht auch während der Jungenaufzucht, da die Bache dann die Frischlinge vor möglichen Feinden verteidigt.
Tipps zur Konfliktvermeidung
Um Konflikte mit Wildschweinen zu vermeiden und die Tiere nicht noch mehr in den Siedlungsraum zu locken, sollte man folgende Tipps berücksichtigen:
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Die Tiere nicht füttern.
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Komposthaufen und Mülltonnen unzungänglich machen.
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Keine Gartenabfälle im Garten lagern.
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Keine Lebensmittel auf Grünanlagen, Spielplätzen, Friedhöfen etc. zurücklassen.
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Bei Spaziergängen, beim Joggen oder Mountainbiking auf den Wegen bleiben.
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Hund nicht frei laufen lassen.
Bewegt der Mensch sich auf Wegen, kann er von den Tieren eingeschätzt werden. Schlägt man sich z.B. beim Pilzesuchen durchs Gebüsch, dringt man in den Lebensraum der Tiere ein.
Sollte es zu einer Begegnung mit Wildschweinen kommen:
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Ruhe bewahren und keine hektischen Bewegungen machen.
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Langsam zurückziehen.
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Laut sprechen um die Tiere zu verscheuchen.
Ansprechpartner
Bei Fragen zu Wildtieren im Siedlungsraum können Sie sich an die jeweiligen Wildtierbeauftragten in ihrem Landkreis wenden.
Links & Quellen
Links
Quellen
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Meles, C.; Szafrańska, P. A.; Jędrezejewska, B.; Bartoń, K. (2006): Biogeographical variation in the population density of wild boar (Sus scrofa) in western Eurasia. Journal of Biogeography, 33 (5): 803 - 811
Sigmund, J. (2018): Die Entwicklung der Schwarzwildbewirtschaftung in Baden-Württemberg – Eine Betrachtung von Jagderfolg und Wildschaden seit 2001. Masterarbeit an der Fachhochschule Erfurt
Wagner, C.; Holzapfel, M.; Kluth, G.; Reinhard, I.; Ansorge, H. (2012): Wolf (Canis lupus) feeding habits during the first eight years of its occurrence in Germany. Mammalian Biology, 77 (3): 196 - 203