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Haselhuhn Tetrastes bonasia

Haselhuhn
Haselhuhn Haselhuhn

Produktoptionen

Haselhuhn
Schutzmanagement
Wald
Pflanzenfresser
Allesfresser

Steckbrief

Bestandssituationungünstig
Körperlänge∅ 35 cm
Körpergewicht♂: 350 g - 490 g, ♀: 310 g - 460 g
Reproduktionszeit, BalzMonogame Saisonehen, leben vom Herbst an verpaart gemeinsam in ihren Revieren, hauptsächlich Territorialmarkierung.
Gelegegröße8 - 10 (max. 14) Eier
Brutdauer22 - 25 Tage
JungenaufzuchtWeibchen brütet und führt die Jungen mit ca. 30 - 40 Tagen selbstständig, bis zum 80./90. Tag im Familienverband. Nestflüchter.
LebensweiseTagaktiv; Paare mit eigenen Brutrevieren, welches im Herbst besetzt wird; im Frühjahr sehr territorial. Ruheplätze auf Bäumen. Jahreszeitlicher Habitatwechsel aufgrund der Ausnutzung von unterschiedlichen Nahrungsquellen und Deckungsmöglichkeiten.
NahrungJungvögel brauchen in den ersten Wochen Insekten und Larven.
ManagementstufeSchutzmanagement
Jagdzeitkeine

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Tierstimme Tierstimme

Tierstimme Haselhuhn © Lars Edenius, XC531100. Erreichbar unter www.xeno-canto.org/531100 / CC BY-NC-SA

Verbreitung in Baden-Württemberg

Das Haselhuhn gilt in Baden-Württemberg laut Roter Liste der Brutvogelarten als vom Aussterben bedroht, wenn nicht gar als verschollen.

Das kleine Raufußhuhn, dessen Verbreitungsgebiet hauptsächlich in den borealen Nadelwäldern und der angrenzenden Mischwaldzone Nordosteuropas liegt, besiedelte in Baden-Württemberg vornehmlich den Schwarzwald. Dies war bereits im 19. Jahrhundert so, auch wenn die Art damals weiter verbreitet war und beispielsweise auf der Schwäbischen Alb, dem Schönbuch oder dem Odenwald Vorkommen besaß. Nach einer allgemeinen Bestandsabnahme verschwand das Haselwild aus diesen Gebieten und wies im Kernverbreitungsgebiet Schwarzwald in den 1960er-Jahren noch eine Bestandsgröße von circa 800 Individuen auf. Diese Zahlen beruhen auf einer Erhebung, die nach einer kurzfristigen Erholung des Bestands infolge der sogenannten Franzosenhiebe nach dem Zweiten Weltkrieg stattfand. In den späteren Jahrzehnten nahm der Bestand jedoch weiter ab, und bereits in den 1980ern und 1990ern war der Schwarzwald nicht mehr geschlossen besiedelt. Für den Zeitraum von 1992 bis 1995 wurden zusammengefasst nur noch 95 Vorkommen nachgewiesen. Der letzte rezente Brutnachweis liegt mehr als 20 Jahre zurück und die letzten sicheren Artnachweise stammen aus den Jahren 2003 bis 2005. Auch in anderen Teilen des Verbreitungsgebiets geht das Haselwild zurück oder ist ebenfalls verschwunden. Für das nächstgelegene Vorkommen in den Vogesen wird von einem Bestand von nur noch 20 bis 50 Brutpaaren der westlichen Unterart (Tetrastes bonasia rhenana) ausgegangen. Vor dem Hintergrund des geringen oder verschollenen Bestandes beschränkt sich das Monitoring in Baden-Württemberg darauf, die Plausibilität von Zufallsmeldungen gemäß Beurteilungsschema „Haselhuhn“ der FVA zu überprüfen.

Haselhuhn Meldungen © FVA

Haselhuhn Meldungen © FVA

Lebensraum

Der großräumige Rückgang des Haselhuhns kann lokal unterschiedliche Gründe haben. Eine große Rolle spielt stets das Verschwinden geeigneter Lebensräume. Als rein waldbewohnende Art ist das Haselhuhn an Flächen im Pionierstadium der Waldentwicklung, wie sie nach Insektenkalamitäten, Windwurf oder Schneebruch entstehen, angepasst. Vor allem im dicht besiedelten Mitteleuropa unterliegen Waldflächen vielfältigen Nutzungseinflüssen und wechselnden forstlichen Bewirtschaftungsmethoden. Für den Erhalt geeigneter Haselhuhnlebensräume ist der Schutz eines kleinräumigen Mosaiks aus deckungsreichem Nadelwald, Weichlaubhölzern als Winternahrung und lichten Flächen mit gut ausgebildeter Krautschicht nötig. Vor allem die im Jahresverlauf wechselnden Nahrungsansprüche des Haselhuhns können nur durch vielfältig strukturierte Waldbestände erfüllt werden. Der Schutz solcher Lebensräume ist im Schwarzwald offensichtlich nicht in ausreichendem Maße geschehen, um die Population erhalten zu können. Fand die Art zunächst ersatzweise in den als Waldweide oder später als Niederwald bewirtschafteten Waldbeständen noch günstige Lebensbedingungen, so gingen auch diese Waldbewirtschaftungsformen mit zunehmendem Verschwinden der Bewirtschaftung im Laufe der Zeit größtenteils verloren. Verbliebene und neu entstandene, potenziell geeignete Flächen, die durch die Sturmereignisse Vivian, Wiebke und Lothar entstanden, gaben in den 1990er-Jahren Grund zur Hoffnung.

Gefährdungen

Vorrangig im Haselhuhnschutz ist es, geeignete Lebensräume zu erhalten, zu schaffen und zu vernetzen. Auswilderungsprojekte, wie sie in der Vergangenheit durchgeführt wurden und in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland aktuell angedacht sind, können nur dann erfolgreich sein, wenn die Landschaft aus ökologischer Sicht geeignet ist und wenn ein koordiniertes Prädatorenmanagement die Auswilderung begleitet.

Im Waldbau gilt es, Pionierbaumarten zu fördern, historische Nutzungsformen (Nieder-/ Mittelwald) fortzuführen und die Strukturvielfalt zu erhöhen, etwa mit der Pflege von Randstrukturen und Vernetzungslinien in den Bereichen, in denen die letzten Haselhuhnvorkommen nachgewiesen sind. Falls es gelingt, einen Haselhuhnnachweis sicher zu bestätigen, sollte im Umkreis von 10 km ein Sofortprogramm zur Habitatgestaltung und Prädatorenbejagung auf Fuchs, Marderarten und Dachs analog zum Auerhuhn initiiert und umgesetzt werden.