- Weitere Informationen zur Wildtierart und zum Monitoring auf den Seiten der Wildforschungsstelle Baden-Württemberg
- Stein- und Baummarder - Auszug aus dem Wildtierbericht 2021
- Jagdstatistik und Jagdbericht Baden-Württemberg auf den Seiten der Wildforschungsstelle Baden-Württemberg
- Informationen zum Umgang mit Haus- und Automardern und zur Marderforschung: Marder- Info http://marder-info.eu/forschung/
- Broschüre "Steinmarder in Luxemburg" http://environnement.public.lu (PDF)
Steinmarder Martes foina
Produktoptionen
günstig |
Steinmarder |
Nutzungsmanagement |
Wald |
Feld |
Fleischfresser |
Siedlung |
Allesfresser |
Steckbrief
Bestandssituation | günstig |
Kopf-Rumpf-Länge | ♂: Ø 46 cm, ♀: Ø 43 cm |
Körpergewicht | ♂: Ø 1.670 g, ♀ Ø: 1.320 g |
Paarungszeit | Juni - August |
Fortpflanzung | Geräuschvolles Liebesspiel mit wilden Verfolgungsjagden; Junge werden 5 Wochen ausschließlich gesäugt; Männchen beteiligt sich nicht an der Jungenaufzucht; ab 10. Woche ausschließlich feste Nahrung; ab 12. Woche nimmt Fähe Junge mit auf Streifzüge; Auflösung des Familienverbands und Abwanderung ab Spätsommer. |
Setzzeit | März - April |
Anzahl Junge | 1 - 5, im Mittel 3 |
Jungtieraufzucht | März - September |
Lebensweise | Steinmarder leben als Einzelgänger, beide Geschlechter grenzen Revier mit Duftmarken ab; dämmerungs- und nachtaktiv; leben häufig in Menschennähe; Streifgebiete von Steinmardern in Wald- und Feldgebieten sind größer als von Mardern im Dorf. |
Nahrung | Allesfresser, im Sommer und Herbst überwiegend pflanzliche Kost (Garten- und Wildfrüchte, Beeren); im Winter häufig Fallwild und Aas; ganzjährig Mäuse und Ratten, Regenwürmer und Vögel; in der Stadt häufig Haustauben und deren Eier. |
Managementstufe | Nutzungsmanagement |
Jagdzeit | 01. Oktober bis 15. Februar |
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Tierstimme
VERBREITUNG IN BADEN-WÜRTTEMBERG
Wie der Name schon sagt ist der Steinmarder ursprünglich ein Felsenbewohner der Mittelgebirge und des Flachlands, wo er vielfältige Habitate bewohnt. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der Mongolei bis nach Südwesteuropa - in Großbritannien, Island und auf den meisten Mittelmeerinseln kommt er jedoch nicht vor. Nach einer starken Bejagung in den 30er Jahren erholten sich die meisten Steinmarder-Populationen in Europa auf Grund von Jagdeinschränkungen wieder und konnten sich daher seit den 70er Jahren auch auf städtische Lebensräume ausweiten. In Deutschland ist die Art überall verbreitet, in Baden-Württemberg findet sie sich ebenfalls in allen Höhenlagen von der Rheinebene bis in die Mittelgebirge. In den Ortschaften Baden-Württembergs hat sich der Steinmarder sehr gut etablieren können und ist fast überall anzutreffen.
Deutschlandweit ist der Steinmarder in mindestens 75 % der Jagdreviere präsent. Er ist flächendeckend in Baden-Württemberg verbreitet, ein Vorkommen des Steinmarders wurde aus nahezu allen Gemeinden gemeldet.
© PantherMedia / riverriver
Für eine gute Nachbarschaft
Steinmarder im Siedlungsraum
Das Bild des Menschen vom Marder ist stark durch Negativschlagzeilen geprägt. Jedoch verläuft in den meisten Fällen das Zusammenleben von Mardern und Menschen reibungslos, denn viele Menschen sind sich gar nicht bewusst darüber, dass Marder in ihrem unmittelbaren Umfeld leben.
Das Phänomen des „Automarders“ wurde 1978 zum ersten Mal in Winterthur in der Schweiz nachgewiesen, von wo aus es sich schnell über ganz Österreich, die Schweiz und Deutschland ausbreitete und 1995 sogar in Kiel entdeckt wurde. Marder, die in die Motorhaube der Autos klettern können, zerbeißen hierbei Kühlwasserschläuche und Zündkabel, je nachdem welche Teile erreichbar sind. Als Ursache für dieses Verhalten werden seitdem mehrere Möglichkeiten diskutiert:
- Den Mardern, die während ihrer Streifzüge freies Gelände meiden, dient die Motorhaube als Unterschlupf. Hier erforschen sie die Gegenstände durch Riechen und Beißen. Die Zerstörungen an Kabeln und Schläuchen sind also Ergebnis eines „artspezifischen Erkundungsverhaltens“
- Es handelt sich hierbei um einen Spieltrieb, der besonders bei Jungtieren noch ausgeprägt ist
- Autos, die häufig in unterschiedlichen Gebieten parken, enthalten Duftmarken von revierfremden Mardern
Punkt 3 ist wahrscheinlich der Hauptgrund, weshalb die Marder aggressiv werden und als Folge dessen die markierten Autoteile zerbeißen. Es handelt sich dabei also um ein Verhalten von Revierverteidigung. Dies würde auch erklären, warum es vermehrt in der Ranz zu Marderschäden an Autos kommt und warum häufig dieselben Autos mehrfach betroffen sind. Hat man eine Teilkasko- Versicherung abgeschlossen, kommt diese in der Regel für die Primärschäden durch Marder auf. Dazu zählen beispielsweise zerbissene Schläuche. Dies gilt aber nicht für Sekundärschäden, die daraus resultieren, wie zum Beispiel das Überhitzen des Motors.
Da Marder gut klettern, schwimmen, springen und sich durch Ritzen zwängen können, haben sie häufig auch Zugänge zu Dachböden. Diese nutzen sie als Tagesversteck oder Aufzuchtsort für Jungtiere. Nutzt ein Marder regelmäßig einen Dachboden als Tagesversteck, findet man dort Kot und Harn des Marders. Hier kann es laut werden, wenn der Marder in den Abendstunden aktiv wird oder sogar über einen längeren Zeitraum Junge dort aufzieht. Besonders problematisch ist hierbei, wenn es zur Beschädigung des Isoliermaterials kommt und so das Dach seine Isolierwirkung verliert oder sogar nicht mehr regendicht ist. In diesen Fällen ist eine Sanierung des Dachstuhls von Nöten, was hohe Kosten für die Hausbesitzer bedeutet, denn eine Versicherung kommt derzeit nicht für Marderschäden am Dach auf.
Tipps zur Konfliktvermeidung
Durch das Zusammenleben von Menschen und Mardern in Siedlungsgebieten kommt es an einigen Stellen zu Konflikten, die jedoch durch gewisse Maßnahmen vermeidbar bzw. vorbeugbar sind.
In Ratgebern zum Umgang mit Steinmardern auf Dachböden werden verschiedene Vergrämungsmaßnahmen diskutiert. Ein Ziel dabei ist es, dem Marder den Aufenthalt in seinem Tagesversteck so unangenehm wie möglich zu gestalten, ihn also aktiv zu stören (z.B. Dachboden aufsuchen, Geräusche verursachen). Diese Maßnahmen sind jedoch nicht dauerhaft wirkungsvoll, da Marder sehr lernfähig sind. Langfristig sollte also insgesamt dafür gesorgt werden, dass alle Zugänge zum Dachboden gut verschlossen werden – natürlich zu einem Zeitpunkt wenn der Marder sich nicht darin aufhält und vor allen Dingen nicht während der Jungenaufzucht zwischen März und Juni. Dies kann sehr aufwendig sein, ist jedoch unerlässlich, wenn man Schäden vermeiden möchte.
Dies gilt auch für den Umgang mit „Automardern“. Vergrämungsmaßnahmen wie Geruchsprays oder Ultraschallgeräte in Autos werden auf Dauer von den Mardern als ungefährlich angesehen und ignoriert. Dauerhaft wirken nur direkte Maßnahmen wie die Ummantelung von Kabeln und Schläuchen oder Sicherungssysteme, die den Tieren beim Einstieg in das Auto einen leichten Stromschlag versetzen.
Ansprechpartner
Bei Fragen zu Wildtieren im Siedlungsraum können Sie sich an die jeweiligen Wildtierbeauftragten in ihrem Landkreis wenden.
Links & Quellen
Links
Quellen
ADAC 2008. Tipps gegen Marder. Was zahlt die Auto-Versicherung? Abgerufen über http://www.adac.de/infotestrat/unfall-schaeden-und-panne/schaeden-durch-tiere/default.aspx am 22.10.2020; letzte Aktualisierung: 08.04.2019
Elliger, A.; Arnold, J.; Linderoth, P. (2017): Jagdbericht Baden-Württemberg 2016/2017. Berichte der Wildforschungsstelle Nr. 23, LAZBW, Aulendorf (Hrsg.)
Gessner, C. (1669): Thierbuch, Zürich
Greiser, G.; Krüger, S.; Martin, I.; Neumann, M. (2018): Status und Entwicklung ausgewählter Wildtierarten in Deutschland. Jahresbericht 2016, Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD), Deutscher Jagdverband, Berlin (Hrsg.)
Herr, J.; Schley, L. (2008) Steinmarder in Luxemburg. Broschüre, 1. Auflage, Forstverwaltung Luxemburg, Nationales Naturhistorisches Museum Luxemburg (Hrsg.), S. 44, Luxemburg
Kugelschafter, K.; Deeg, S.; Kümmerle, W.; Rehm, H. (1985): Steinmarderschäden (Martes foina Erxleben, 1777) an Kraftfahrzeugen: Schadensanalyse und verhaltensbiologische Untersuchungsmethodik. Säugetierkundliche Mitteilungen, 32: 35 – 48
Linderoth, P. (2005): Steinmarder. Martes foina. – In: Die Säugetiere Baden-Württembergs. Band 2. - Hrsg. Braun, M.; Dieterlen, F.; Stuttgart: Ulmer Verlag: 437-450
Ludwig, B.: Marder Info. Abgerufen über http://marder-info.eu/probleme/automarder/abwehr/ am 04.12.2015
Mermod, C. (1995) Martes foina. In: Säugetiere der Schweiz. Verbreitung, Biologie, Ökologie. - unter der Leitung von Hausser J., i.A. der Schweizerischen Gesellschaft für Wildtierbiologie, Denkschriftenkomission der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften (Hrsg.), Basel, Boston, Berlin, Birkhäuser Verlag: 372-377
Schmidt, M.; Landau- Lüscher, I.; Müller, G. Der Steinmarder. Umwelt- und Gesundheitsschutz Zürich. Gesundheits- und Umwelttechnik 4/04
Stubbe, M. (1993) Martes foina. Haus-, Steinmarder. In: Handbuch der Säugetiere Europas. Niethammer J, Krapp F (Hrsg.), Band 5, Teil 1, Wiesbaden, AULA-Verlag: S. 427-479
Tschudin, M. (2001) Auto- und Hausmarder. Informationen und Abwehrmaßnahmen. In: Merkblätter Wildbiologie (13/5), Infodienst Wildbiologie und Ökologie (Hrsg.), S. 12, Zürich