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Wildkatze Felis silvestris

Wildkatze
Wildkatze Wildkatze

Produktoptionen

Wildkatze
Schutzmanagement
Wald
Fleischfresser
ungünstig-unzureichend

Steckbrief

Erhaltungszustandungünstig - unzureichend
Kopf-Rumpf-Länge♂: 50 cm - 69 cm, ♀: 47 cm - 60 cm
Schulterhöhebis 35 cm
Körpergewicht♂: 3,5 kg - 6,5 kg, ♀: 3 kg - 4,5 kg
Paarungszeit, RanzJanuar - März
Tragzeit68 Tage
Anzahl Junge2 - 6
LebensweiseDämmerungs- und nachtaktiv; starke Aktivitätsbindung an Beutetiere, Tagaktivitäten möglich; scheu und störungsempfindlich. Einzelgänger; Ruheplätze in Höhlenbäumen, unter Wurzeln, Reisighaufen. Streifgebiete der Weibchen stabil, Männchen zum Teil halbnomadisch. Landschaftselemente wie Hecken und Feldgehölze ermöglichen eine gute Vernetzung zwischen Lebensräumen.
NahrungFleischfresser, überwiegend Mäuse
ManagementstufeSchutzmanagement
Jagdzeitkeine

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Tierstimme Tierstimme

Wildkatze: Ruf eines Katers © Tierstimmenarchiv.de / Tembrock, Günter / CC BY-SA

Verbreitung in Baden-Württemberg

Wildkatzen besiedeln die gesamte Rheinebene, von dort breitet sich diese Wildtierart verstärkt Richtung Osten aus. Seit 2018 wurden zunehmend Hinweise auf ein Wildkatzenvorkommen
am Hochrhein dokumentiert: Der Abschnitt zwischen Basel und Aare-Mündung ist eines der am stärksten durch den Menschen genutzten Grenzgebiete Deutschlands und weist nur noch sehr wenige Querungsmöglichkeiten für Tiere auf. Die Nachweise am Hochrhein lassen sich vermutlich trotzdem auf die Ausbreitung der grenznahen Schweizer Wildkatzenpopulation zurückführen.

Die Darstellung von nicht genetisch abgesicherten Wildkatzenhinweisen von Foto- und Videobelegen zeigt, dass es möglicherweise weitere Wildkatzenvorkommen im Land gibt, die bisher noch nicht bekannt waren.

Zum Wildkatzenmonitoring der FVA und zur aktuellen Verbreitung der Wildkatze in Baden-Württemberg

Verbreitung Wildkatze Baden-Wuerttemberg

Verbreitung der Wildkatze in Baden-Württemberg im Vergleich zu den Anrainerstaaten © Wildtierbericht 2021

Lebensraum

Auch als „Waldkatze“ bezeichnet, benötigt sie als wichtigsten Habitattyp den Wald. Strukturreiche Laub- und Mischwälder sind die bevorzugten Lebensräume von Wildkatzen, doch werden auch Nadelwälder besiedelt. Nach den Ergebnissen neuerer Studien und des Forschungsprojektes zur Wildkatze am Kaiserstuhl nutzen Wildkatzen auch strukturiertes Offenland als dauerhaften Lebensraum, wobei aber die weiblichen Wildkatzen stark waldgebunden bleiben. Wildkatzen bevorzugen strukturreiche Wälder mit Totholz, Reisig und Unterwuchs (z. B. Brombeere), mit vielen Vegetationsschichten, Naturverjüngungsflächen, Lichtungen, Waldwiesen und intakten Waldrändern. Dieses Mosaik aus dichten und lichten strukturreichen Waldbeständen fördert sowohl das Beuteangebot als auch die Vielzahl an Versteckmöglichkeiten. Bei ihren Streifzügen und Wanderungen in neue Gebiete orientieren sich Wildkatzen vorwiegend entlang linearer Strukturelemente in offeneren Lebensräumen. Bereits wenige hundert Meter strukturloses Offenland hindern vor allem weibliche Wildkatzen daran, diese zu queren und so neue Lebensräume zu besiedeln.

Zum Projektbericht "Die Wildkatze in den Rheinauen und am Kaiserstuhl"

Lebensraum Wildkatze

Strukturreiche Laub- und Mischwälder sind die bevorzugten Lebensräume der Wildkatze © FVA

Gefährdungen

Straßenmortalität

Als Hauptgefährdungsursachen für die Wildkatze gelten heute die hohe Mortalität durch den Straßenverkehr sowie der Verlust und die Verschlechterung geeigneter Lebensräume.

Der positive Ausbreitungstrend wird negativ beeinflusst von einer hohen Straßenmortalität, die sich in der Anzahl der Totfunde der letzten  Jahre widerspiegelt. Von 2018 bis 2020 wurden im Rahmen des Wildkatzen-Monitorings insgesamt 81 Katzen mit „Verdacht auf Wildkatze“ an das FVA-Wildtierinstitut (WTI) gemeldet. Darunter wurden 49 genetisch als Wildkatze identifiziert. Die tatsächliche Zahl überfahrener Tiere ist vermutlich um ein Vielfaches höher. Vor allem Bundesstraßen und Autobahnen stellen ein erhöhtes Unfallrisiko dar, aber auch Landstraßen, die geeignete Lebensräume durchschneiden, können ein lokales Populationsrisiko darstellen.

In Baden-Württemberg werden zur Verringerung des Tötungsrisikos die Installation von wildkatzensicheren Zäunen entlang von Autobahnen und Bundesstraßen und die Einrichtung von Querungshilfen an Wildunfallschwerpunkten empfohlen.

Übersichtskarten zu tot aufgefundenen Wildkatzen in Baden-Württemberg

Verlust des Lebensraums

Eine auf Strukturarmut ausgerichtete Waldbewirtschaftung, fehlende Alt- und Totholzstrukturen sowie ein dichtes Wegenetz verschlechtern die Lebensräume besonders. Daher spielt die Waldwirtschaft in allen Waldbesitzarten eine wichtige Rolle für den Erhalt und die Entwicklung einer stabilen Wildkatzenpopulation.

Hybridisierung

EIm Rahmen des Wildkatzen-Monitorings des FVA-Wildtierinstituts wurden in den letzten Jahren vermehrt Wildkatzenhybride gefunden. Bei diesen Tieren handelt es sich um tot aufgefundene Tiere, in Jagdfallen oder im Rahmen eines Forschungsprojekts gefangene Tiere sowie
um Fundtiere, die von Personen mitgenommen oder in Tierheimen abgegeben wurden. Ungefähr die Hälfte der tot oder lebend gefundenen
Katzen wurden seit 2016 genetisch als Hybrid bestätigt. Da es sich um Zufallsfunde handelt, ist die Schätzung einer Hybridisierungsrate
innerhalb der Population nicht möglich.


Die Gefährdung der Wildkatzenpopulation durch Hybridisierung wurde 2021 durch eine systematische Erhebung mittels Lockstöcken
bestätigt. Es wurden Hybridisierungsraten von über 50 Prozent gefunden. Die meisten Hybriden sind Wildkatzen-Rückkreuzungen. Es wurden auch Hybride der F1- und F2-Generation gefunden sowie Rückkreuzungen mit Hauskatzen. Der hohe Anteil an Hybriden in Baden-Württemberg liegt deutlich über dem Bundesdurchschnitt, der mit 3,9 Prozent als sehr gering eingeschätzt wurde

Ein erhöhter Anteil an Hybriden in einer Population wird häufig an Verbreitungsrändern und in dünn besiedelten Gebieten gefunden. In Baden-Württemberg werden Wildkatzen daher immer genetisch untersucht um den Anteil an Hybriden zu überprüfen.

Mehr Infos zum Thema Wildkatzenhybride