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Wildkaninchen Oryctolagus cuniculus

Wildkaninchen
Wildkaninchen Wildkaninchen

Produktoptionen

günstig
Wildkaninchen
Nutzungsmanagement
Feld
Siedlung
Pflanzenfresser

Steckbrief

Bestandssituationgünstig
Kopf-Rumpf-LängeØ 42 cm
Körpergewicht1.000 g - 2.500 g
PaarungszeitMärz - September
SetzzeitApril - Oktober
Anzahl Junge3 - 7 Würfe/Jahr, je Wurf 5 - 6
LebensweiseMeist dämmerungs- und nachtaktiv; leben bei geringer Dichte paarweise, meist aber in Kolonien (6 - 12 adulte Tiere); starke Rangordnung mit dominanten Männchen („Platzrammler“), die sich mit jedem Weibchen paaren; markieren ihr Territorium und ihre soziale Stellung über Duftstoffe, Harn und Kot.
NahrungGeneralistischer Pflanzenfresser mit einem breiten Spektrum an Nahrungspflanzen: Kräuter, Süßgräser und sämtliche Arten von Kulturpflanzen wie Rüben, Getreide und deren Ansaaten; im Winter auch Knospen, Rinde und Wurzeln von Bäumen und Sträuchern; kann bei hoher Dichte erhebliche Wildschäden in Grünanlagen, Parks, Baumschulen oder Obstanlagen verursachen.
ManagementstufeNutzungsmanagement
Jagdzeit1. Oktober bis 15. Februar, Jungkaninchen vom 16. April bis 15. Februar

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Tierstimme Tierstimme, Wildkaninchen, Abwehrlaute, Fütterungslaute

Wildkaninchen: Abwehrlaute © Tierstimmenarchiv.de / Frommolt, Karl-Heinz / CC BY-SA

Verbreitung in Baden-Württemberg

Der Verbreitungsschwerpunkt des Wildkaninchens liegt in der Rheinebene und hier vor allem in Nördlichen Oberrheinebene, wo auch der größte Teil der Jagdstrecke erzielt wird. Weiterhin finden sich vereinzelte Populationen in klimatisch wärmeren Gebieten wie dem Stadtkreis Stuttgart und in den mittleren und nordöstlichen Neckar- und Tauber-Gäuplatten. Kaninchen kommen auf etwa einem Drittel der Landesfläche vor. Klimabedingt fehlt die Art in höheren Lagen des Landes wie dem Schwarzwald, der Schwäbischen Alb und großen Teilen Oberschwabens.
Wildkaninchenpopulationen unterliegen großen Fluktuationen, die vor allem durch Krankheiten hervorgerufen werden, die regional zu starken Populationseinbrüchen führen. Die Bestandsdynamik wird maßgeblich bestimmt durch die Viruserkrankungen Myxomatose sowie in jüngerer Zeit verstärkt auch durch die Chinaseuche (RHD: Rabbit Haemorragic Disease) mit Mortalitätsraten von über 80 %. Dadurch ging der Kaninchenbestand in Baden-Württemberg nach einem Gipfel in den 1990er Jahren in den letzten Jahren zurück, wohingegen sich die Vorkommensfläche nur leicht verringert hat.

Vorkommen Wildkaninchen in Baden-Württemberg, Quelle Wildtierbericht 2021

Vorkommen des Wildkaninchens in Gemeinden im Jagdjahr 2018/19 © Wildtierbericht 2021

Wildkaninchen am Bau © PantherMedia / berkan (YAYMicro)

Lebensraum

Nach der Eiszeit war das Wildkaninchen in Europa natürlicherweise nur noch auf der Iberischen Halbinsel verbreitet. Wegen ihres wohlschmeckenden Wildbrets wurde die Art von den Römern eingeführt, die die als Laurices bezeichneten Wildkaninchen in Gehegen hielten. In Deutschland ausgesetzt wurde die Art zum ersten Mal im 13. Jahrhundert auf der nordfriesischen Insel Amrum und in Baden-Württemberg trat die Art nicht vor dem 17. Jahrhundert auf.

Als ursprünglicher Steppenbewohner bevorzugt das Wildkaninchen trockene Böden. Das wärmeliebende Kaninchen besiedelt die Tieflagen und kommt nur selten in Höhenlagen über 400 m ü. NN. vor. Die besten Wohngebiete findet es in einem Mosaik aus Wiesen, Feldern, Büschen und kleinen Wäldern. Voraussetzung für die Besiedlung ist die Grabbarkeit des Bodens. Zur Anlage seiner Baue bevorzugt das Kaninchen leichte Sandböden und es meidet schwere, nasse Böden. Auch städtische Grünanlagen, Bahndämme, Baumschulen, Parks oder Gärten werden besiedelt, wobei es aufgrund der Fraßschäden oder seiner Grabaktivitäten (z.B. gefährdete Sicherheit von Bahndämmen durch Baue) zu Nutzungskonflikten mit dem Menschen kommen kann.

Lebensraum Stadt

Wildkaninchen gehören zu den wärmeliebenden Arten und bevorzugen ein trockenes Klima. Wichtig ist für die Wildkaninchen, dass sie einen Boden vorfinden in dem sie ihren Bau graben können, den sie das ganze Jahr über bewohnen. In den großen Städten in der Oberrheinebene wie Karlsruhe und Freiburg sind die Wildkaninchen sehr häufig in Gärten und Parkanlagen anzutreffen. Hier finden sie oft bessere Lebensbedingungen vor als auf dem Land, wo die Intensivierung der Landwirtschaft ihren Lebensraum seit längerem gefährdet.

 

Gefährdung

Krankheiten

Wildkaninchen können von diversen Parasiten befallen werden. Dazu zählen verschiedene Milbenarten, Zecken und der Kaninchenfloh, aber auch Bandwürmer, Rundwürmer und Saugwürmer. Auch diverse bakterielle Infektionen können beim Wildkaninchen auftreten. Das können zum Beispiel Infektionen mit Pasteurellen oder Staphylokokken sein.

Wichtig zu erwähnen ist das Myxomatose-Virus. Myxomatose hat einen großen regulierenden Einfluss auf die Kaninchenpopulationen. Das Virus führt in 11 bis 18 Tagen nach der Infektion zum Tod. Die erkrankten Tiere bekommen zahlreiche Schwellungen im Kopfbereich, es entzündet sich die Bindehaut und die Ohren schwellen an. Diese Tiere können sich oft nicht mehr orientieren und bleiben außerhalb des Baus regungslos sitzen. Eine geringe Anzahl der Wildkaninchen entwickeln eine Resistenz gegen das Virus. Um eine Übertragung des Virus auf Hauskaninchen zu verhindern, können diese mit einer Impfung geschützt werden.

Eine weitere Viruserkrankung ist die sogenannte "Chinaseuche" oder auch RHD (Rabbit Haemorrhagic Disease). Erkrankte Wildkanichen zeigen auffällige Blutungen der Luftröhre, der Lunge und des Bauchraumes. Die Tiere leiden unter Krämpfen und Atemnot bis sie nach 1 - 2 Tagen sterben.

Gefährdungen

Das Wildkaninchen ist nicht gefährdet. Seine Bestandssituation wird im Wildtierbericht des Landes als günstig eingestuft, wobei der Lebensraum aufgrund von Verlusten bzw. Verschlechterungen als „teilweise günstig“ eingestuft wurde.

Für eine gute Nachbarschaft

Im Allgemeinen werden Wildkaninchen von den Menschen toleriert. Man kann ihnen sowohl nachts als auch tagsüber unter anderem in Parks, auf Friedhöfen, Flughäfen oder Campingplätzen begegnen.

Schäden an kleinen Grundstücken und in Gärten sind eher selten, da sich die Kaninchen schnell gestört fühlen, wenn der Garten ständig von Mensch und Haustier genutzt wird. Auf leeren oder ungenutzten Grundstücksteilen hingegen kann es zur Anlage eines Baues kommen, wenn Futter vorhanden und der Boden ausreichend locker ist.


Tipps zur Sicherung des Grundstücks

Möchte man die Kaninchen im eigenen Garten nicht tolerieren, empfiehlt es sich, die zu schützende Fläche mit einem Drahtzaun zu umzäunen. Der Draht muss dabei mindestens 20 cm tief in die Erde eingegraben werden, da sich die Kaninchen sonst leicht darunter hindurch wühlen. Obstbäume können vor Verbiss geschützt werden, indem man Drahtmanschetten um die Bäume befestigt. Eine Alternative wäre, die betroffenen Gehölze mit Wildverbissmittel zu bestreichen. Um den Garten so unattraktiv wie möglich zu machen, kann man weiterhin Fallobst entfernen oder begonne Baue zuschütten. Dabei muss aber auf jeden Fall darauf geachtet werden, dass sich kein Tier innerhalb des Baues befindet. 

Wildkaninchen im  Park © PantherMedia / josef.hajda.de

Wildkaninchen im Park © PantherMedia / josef.hajda.de

Links & Quellen

Links

Quellen

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Frölich, K.; Thiede, S.; Wisser, J. (o.J.): Infektionskrankheiten des Feldhasen. Wo liegt der Hase im Pfeffer? NUA-Seminarbericht Band 7, NUA- Nordrhein-Westfalen

Hespeler, B. (2007) Leitlinie Jagd im urbanen Raum Berlin. Berliner Forsten (Hrsg.), S. 74, Berlin

Pacios-Palma, I. (2018): Effects of parasitosis (coccidiosis and helminthiasis) and viral diseases (myxomatosis and rabbit haemorrhagic disease) on the physiological condition and population dynamics of the wild European rabbit (Oryctolagus cuniculus). PhD Thesis, Pablo de Olavide University, Sevilla, Spain

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. Wildtiere im Stadtgebiet- Das Wildkaninchen, 5. Auflage 2012, Berlin

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