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Rostgans Tadorna ferruginea
Produktoptionen
günstig |
Rostgans |
Entwicklungsmanagement |
Feld |
Wasser |
Siedlung |
Pflanzenfresser |
Allesfresser |
Steckbrief
Bestandssituation | günstig |
Körperlänge | 34 cm - 38 cm |
Gewicht | 800 g - 1.500 g |
Reproduktionszeit | April - Juli |
Gelegegröße | 8 - 10 Eier |
Brutdauer | 28 - 30 Tage |
Jungenaufzucht | Überwiegend Höhlenbrüter, auch in Gebäuden; kann Turmfalken oder Eulen aus ihrem Kasten vertreiben; Nestflüchter; Junge flügge nach 55 Tagen; beide Elterntiere führen Junge. |
Lebensweise | Tagaktiv; während Brutzeit streng territorial; Nahrungssuche z.T. sehr weit vom Gewässer entfernt. |
Nahrung | Rostgänse ernähren sich in erster Linie vegetarisch von Grünteilen und Sämereien; neben pflanzlicher Kost werden auch Kleinkrebse, Würmer und Insekten, selbst Fischchen und Amphibien in geringer Menge aufgenommen. |
Managementstufe | Entwicklungsmanagement |
Jagdzeit | 1. September bis 15. Januar, Jungtiere 15. April bis 15. Februar, gemäß § 10 Absatz 2 DVO darf die Jagd auf Jungtiere der Rostgans ganzjährig außerhalb der allgemeinen Schonzeit (16. Februar bis 15. April) ausgeübt werden. Gemäß § 10 Absatz 3 DVO JWMG darf die Jagd auf Jungtiere der Rostgans ganzjährig ausgeübt werden, wenn eine entsprechend genehmigte Managementkonzeption vorliegt. |
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Tierstimme
Verbreitung in Baden-Württemberg
Die Rostgans ist verwandt mit der heimischen Brandgans (Tadorna tadorna) und gehört zu den Halbgänsen. Ihr ursprüngliches Brutareal liegt überwiegend in den innerasiatischen Steppen und Halbwüsten Chinas und Kasachstans, aber ein kleines, autochthones Restvorkommen hält sich noch in Südosteuropa (Nordgriechenland, Bulgarien, Schwarzmeerküste).
Die Rostgans ist eine gebietsfremde Art, deren Vorkommen überwiegend auf Gefangenschaftsflüchtlinge zurückgeht. Von der Schweiz aus ist die Rostgans Ende der 1970er-Jahre nach Baden-Württemberg eingewandert und hat zuerst den Bodensee und ab Ende der 1980er-Jahre auch den Hochrhein besiedelt. Nach einer Initialphase mit verhaltenem Wachstum hat sich die Art schnell in Baden-Württemberg ausgebreitet. Von 2009 bis 2019 hat sich die Zahl der Gemeinden, aus denen Vorkommen gemeldet wurden, vervierfacht. Hierzu beigetragen hat wahrscheinlich auch, dass die Rostgans in der Schweiz ab 2005 als invasive Art bekämpft wurde, weshalb sich der Bestand zum Teil auf die deutsche Seite verlagert hat. 2015 wurde für Baden-Württemberg ein Mitwinterbestand von 1.233 ermittelt. Im Vergleich zur Januarzählung von 2009 (220 Individuen) hat sich der Bestand fast versechsfacht. Die Verbreitungsschwerpunkte liegen am Hochrhein, entlang des Rheins, im Bodenseeraum sowie im Nordosten des Landes.
Rostganspaar © PantherMedia / Gerald Kiefer
Lebensraum
Die ursprünglich in Felsspalten im Gebirge brütende Rostgans nutzt in Baden-Württemberg häufig die im Siedlungsbereich für andere Höhlenbrüter angebrachten Bruthilfen, z.B. für Schleiereule oder Turmfalke. Ihre Brutplätze liegen teilweise weit entfernt vom nächsten Gewässer. Nach dem Schlupf verlassen die Jungen das Nest und springen auch aus sehr großen Höhen (Kirchturm) auf den Boden. Beim Sprung und den z.T. langen Wegen bis zum nächsten Gewässer können die Jungen hohe Verluste erleiden. Zur Nahrungssuche werden auch sehr weit vom nächsten Gewässer entfernte Felder und Wiesen aufgesucht.
Gefährdung
Als Neozoon wird die Rostgans nicht in den Gefährdungskategorien der Roten Listen geführt. Nach Auswertungen der Wildforschungsstelle hat die Vorkommensfläche (Gemeindefläche mit gemeldeten Rostgansvorkommen) in Baden-Württemberg von 2009 bis 2016 um 188% zugenommen und die Anzahl der Gemeinden mit gemeldeten Bruten hat sich im selben Zeitraum etwa verdreifacht. Entsprechend wird ihre Bestandssituation auch im Wildtierbericht des Landes als „günstig“ eingestuft.
Links & Quellen
Links
Quellen
Bauer, H.-G.; Boschert, M.; Förschler, M. I.; Hölzinger, J.; Kramer, M.; Mahler, U. (2016): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Brutvogelarten Baden-Württembergs, 6. Fassung, Stand 31.12.2013. Naturschutz-Praxis Artenschutz 11
Bauer, H.-G.; Fiedler, W.; Heine, G.; Seier, I. (2011): Bestandsdynamik, Verbreitung und Brutbiologie der Rostgans Tadorna ferruginea an Bodensee und Hochrhein – negative Auswirkungen auf einheimische Vogelarten? Ornithologische Jahreshefte Baden-Württemberg, 27: 103 - 121
Bauer, H.-G.; Heine, G.; Schmolz, M. (2018): Ergebnisse der zweiten landesweiten synchronen Wasservogelerfassung in Baden-Württemberg im November 2014 und Januar 2015. Ornithologische Jahreshefte Band 34
Bauer, H.-G.; Woog, F. (2008): Nichtheimische Vogelarten (Neozoen) in Deutschland. Teil I: Auftreten, Bestände und Status. Vogelwarte, 46: 157 - 194
Dirksen, S.; Koffijberg, K. (2014): Herkunft von mausernden Rostgänsen in den Niederlanden. Vogelwarte, 52: 273
Gedeon, K.; Grünberg, C.; Mitschke, A.; Sudfeldt, C.; Eickhorst, W.; Fischer, S.; Flade, M.; Frick, S.; Geiersberger, I.; Koop, B.; Kramer, M.; Krüger, T.; Roth, N.; Ryslavy, T.; Stübing, S.; Sudmannn, S. R.; Steffens, R.; Völker, F.; Witt, K. (2014): Atlas Deutscher Brutvogelarten, Atlas of German Breeding Birds. Stiftung Vogelmonitoring und Dachverband Deutscher Avifaunisten, Münster
Heine, G.; Jacoby, H.; Leuzinger, H.; Stark, H. (1999): Die Vögel des Bodenseegebietes. Ornithologische Jahreshefte Baden-Württemberg 14/15
Schweizer Vogelschutz SVS/Birdlife Schweiz/Vogelwarte Sempach (Hrsg.) 2005: Rostgans: Entflogener Gehegevogel als Problem für Wildvogelarten. Merkblatt nicht-einheimische Arten Nr. 1. Vogelwarte Sempach (Hrsg.) (2017): Ergebnisse aus 50 Jahren Wasservogelzählung. Zustand der Vogelwelt in der Schweiz