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- Der Marderhund - Auszug aus dem Wildtierbericht 2021
- Flächendeckende Erhebung - Ergebnisse und Trends der Wildtierbestände in Baden-Württemberg - Neozoen
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Marderhund Nyctereutes procyonoides
Produktoptionen
Marderhund |
Nutzungsmanagement |
Wald |
Feld |
Wasser |
Siedlung |
Pflanzenfresser |
invasiv-gebietsfremd |
Allesfresser |
Steckbrief
Bestandssituation | Gebietsfremde Art - es wird keine Bestandssituation angeführt |
Kopf- Rumpf-Länge | 50 - 70 cm |
Körpergewicht | 3,5 - 9,0 kg |
Paarungszeit | Januar - April |
Fortpflanzung | Monogam; Tragzeit ca. 60 Tage; Männchen versorgt das Weibchen mit Futter und beteiligt sich an der Aufzucht; Junge werden im Alter von 3 - 4 Monaten selbstständig und sind mit 6 Monaten ausgewachsen. |
Setzzeit | Anfang März- Ende April |
Anzahl Junge | 6 - 7 |
Lebensweise | Dämmerungs- und nachtaktiv; lebt als Einzelgänger oder in Paaren; oft in verlassenen Fuchs- oder Dachsbauten, gräbt selten eigene Röhren; legt wie der Dachs Latrinen an. |
Nahrung | Allesfresser, hoher Pflanzenanteil, ist eher ein Sammler als ein Jäger; Kleinsäuger, Vögel, Fische, Amphibien, Früchte, im Winter viel Aas. |
Managementstufe | Nutzungsmanagement |
Jagdzeit | 1. Juli bis 15. Februar, Jungtiere Mitte April bis Mitte Februar, gemäß § 10 Absatz 2 DVO JWMG darf die Jagd auf Jungtiere ganzjährig außerhalb der allgemeinen Schonzeit (16. Februar bis 15. April) ausgeübt werden. |
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Tierstimme
Verbreitung in Baden-Württemberg
Der Marderhund stammt ursprünglich aus Ostasien und wurde in den 1950er Jahren als Pelztier nach Westrussland und das Baltikum eingeführt. Von dort aus breitete sich die Art schnell nach Westen aus.
Der erste Nachweis des Marderhunds in Baden-Württemberg erfolgte Anfang der 1970er Jahre im Schönbuch. Bis heute kommt der Marderhund im Südwesten aber nur vereinzelt vor und Nachweise für Reproduktion fehlen. Auch die Jagdstatistik mit einer Jahresstrecke von maximal 30 Tieren (im Jagdjahr 2019/20) dokumentiert das geringe Vorkommen der Art im Land. Bundesweit liegt die Jagdstrecke in der Größenordnung von 30.000 Tieren mit dem Schwerpunkt in Ostdeutschland, wo der Marderhund am stärksten verbreitet ist. Das Bild der aktuellen Verbreitung der Art in Baden-Württemberg ist typisch für die Frühbesiedlung und Etablierungsphase einer Art und auch bei uns ist in Zukunft mit einer Ausweitung der Verbreitung der Art zu rechnen.
Lebensraum
Der Marderhund bevorzugt feuchte Habitate und Laub- und Mischwälder mit dichtem Unterholz in Wassernähe. Er kommt zwar seltener in Nadelwäldern oder im Innern großer Waldgebiete vor, aber er ist hinsichtlich seiner Lebensraumansprüche flexibel und kommt auch in Siedlungsnähe vor. In Baden-Württemberg sind die Meldungen von Marderhunden über das ganze Land verteilt, ohne dass bestimmte Bereiche gemieden oder bevorzugt werden.
© PantherMedia / MichalMasik
Gefährdungen durch Neozoen
Als Neozoen wird der Marderhund nicht in der Roten Liste eingestuft, denn nur für einheimische (autochthone) Tierarten wird die Gefährdung bewertet. Umgekehrt besteht beim Marderhund aber der berechtigte Verdacht, dass er ein invasiver Neozoen ist, d.h. dass er als Faunenfremdling negative Auswirkungen auf die einheimische Artenvielfalt hat. Deshalb wurde der Marderhund 2019 von der EU auf die Unionsliste der invasiven, gebietsfremden Arten gestellt. Diese Arten stellen aus Naturschutzsicht ein Problem für einheimische Arten dar, z.B. weil ein Konkurrenz- oder Verdrängungseffekt auftritt. Rechtlich bedeutet diese Einstufung, die im gesamten Gebiet der EU gilt, dass mithilfe von Managementplänen geeignete Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung der invasiven Art unternommen werden müssen.
Links & Quellen
Links
Quellen
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Management- und Maßnahmenblatt zu VO (EU) Nr. 1143/2014 Marderhund, Entwurf für Öffentlichkeitsbeteiligung 2018
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